08.03.23, wir als BochumerBund verstehen uns als feministische Gewerkschaft und treten für eine strukturelle Aufwertung des Pflegeberufes ein. Dies kann nur durch eine angemessene Bezahlung umgesetzt werden. Die gesellschaftliche Diskussion in Bezug auf Entlohnung und deren Rechtfertigung wird meist durch gefühlte Wahrheiten bestimmt. Da wir uns als professionelle Vereinigung auch für eine wissenschaftliche Herangehensweise des Pflegeberufes einsetzen, macht sich diese auch in der Etablierung unserer Forderungen bemerkbar. Wir fordern ein Einstiegsgehalt von 4.500 € für Pflegefachpersonen und möchten dies im Folgenden fundiert begründen:
Forschende haben eine Studie veröffentlicht, die im Kern die Forschungsfrage stellte, wie es um den Gender-Pay-Gap in Deutschland bezüglich verschiedener Berufsgruppen bestellt ist. Dabei wurde zunächst ein Index erarbeitet, der die verschiedenen Berufe anhand von vier Kriterien kategorisieren sollte (psychische Belastung, körperliche Beanspruchung, Verantwortung und erforderliches Wissen). Diese ergaben dann in der Summe einen jeweiligen Indexwert pro Beruf. Die Ärzteschaft kam auf einen Wert von 32 (bei einem Maximalwert von 32), der Pflegeberuf kam auf einen Wert von 28. Allein das zeigt einmal mehr, wie komplex und anspruchsvoll unser Berufsbild ist.
Im nächsten Schritt untersuchten die Studienleiter:innen, wie viel Prozent der Berufsangehörigen pro Berufsgruppe im Durchschnitt männlich oder weiblich sind. Dabei stellte sich heraus, dass der Pflegeberuf bis heute – Überraschung – stark weiblich dominiert ist. Im Vergleich dazu war beispielsweise der Ingenieurberuf überwiegend durch Männer vertreten. BeideBerufsgruppen – Ingenieure sowie Pflegefachpersonen weisen einen Indexwert von 28 auf. Nichtsdestotrotz ist der gezahlte Stundenlohn in dem weiblich dominierten Beruf nur die Hälfte dessen, was im männlich dominierten Beruf gezahlt wird. Diesen Zusammenhang konnten die Forscher:innen über alle Berufsgruppen hinweg durch ihre Studie belegen. Dies ist der Grund, warum wir als BochumerBund eine wissenschaftlich begründete Anpassung unseres Einstiegsgehaltes fordern. Darüber hinaus solidarisieren wir uns mitallen vorrangig durch Frauen ausgeübten Berufen und fordern einen gesellschaftlichen Diskurs, der diese Ungerechtigkeit beim Namen nennt und dafür einsteht, diese Diskrepanz zu beheben.
Quellennachweis:
„Comparable Worth“ – Arbeitsbewertungen als blinder Fleck in der Ursachenanalyse des Gender Pay Gaps?; Ute Klammer, Christina Klenner, Sarah Lillemeier; 2018; Universität Duisburg Essen; In: IAQ-Forschung, 04