Bochum, den 23.10.2023, … Akademisierung der Pflegeberufe ist unerlässlich
Der BochumerBund nimmt heute Stellung zur aktuellen Entwicklung in der Pflegebranche und äußert seine tiefgreifende Besorgnis über die jüngsten Äußerungen und Aktivitäten der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di).
Die Kritik am Verhalten von ver.di kommt nicht nur von Fachpersonen im Gesundheitswesen, sondern auch vom Deutschen Pflegerat, der in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung die Gewerkschaft für das Schüren von Dissens und die Entwertung der Pflegeprofession verantwortlich macht. Der BochumerBund unterstützt diese Einschätzung und teilt die Bedenken hinsichtlich der negativen Auswirkungen auf die eigene Profession.
Obwohl ver.di in ihrem Papier Teamgefühl und Kooperationsfähigkeit als Stärke der Pflegeberufe anerkennt, sieht sie Abstimmungs- und Kommunikationsprobleme bei einem erweiterten Qualifikationsmix als unvermeidbar. Ver.di scheint der Pflegeprofession nicht zuzutrauen, trotz unterschiedlicher Qualifikationswege auf Augenhöhe zusammenarbeiten zu können. Sowohl die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen als auch mit unterschiedlichen Qualifikationen innerhalb unserer eigenen Berufsgruppe ist allerdings schon jetzt zentraler Bestandteil unserer täglichen Arbeit und definitiv in unseren Kompetenzen tief verankert.
Auch widerspricht der BochumerBund der Annahme, eine Kooperation beruflich ausgebildeter Pflegefachpersonen und akademisch qualifiziertem Personal könnte eine ganzheitliche, am Menschen orientierte Pflege erschweren und den Pflegeprozess negativ beeinflussen. Im Gegenteil glauben wir daran, dass ein gemeinsamer Blick auf die Bedürfnisse unserer Schutzbefohlenen im wechselseitigen Austausch aller am Pflegeprozess beteiligten Personen eine deutliche Steigerung der Versorgungsqualität ermöglichen würde.
Der BochumerBund unterstreicht somit die vom Wissenschaftsrat bereits 2012 benannte Notwendigkeit einer akademischen Qualifizierungsrate zwischen 10 und 20 Prozent. Es ist inakzeptabel, dass ver.di sich dieser Entwicklung widersetzt und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Pflegeprofession in Deutschland behindert. Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung erfordert die Einbindung aktueller Erkenntnisse in die Pflegepraxis. „Es ist nicht mehr diskutabel, dass die Akademisierung in unserer Profession notwendig ist. Dabei ist es nicht hilfreich, den beruflichen Weg unserer akademischen Kolleg:innen zu erschweren, indem eine Spaltung forciert wird. Es benötigt eine grundsätzliche Akzeptanz der akademisierten Pflegeprofession sowie eine angepasste Willkommenskultur, damit diese auch langfristig in der direkten klinischen Praxis verbleibt“, sagt Selina Mooswald, Bundesvorsitzende des BochumerBund.
In einem Punkt stimmt der BochumerBund dem Papier zu – attraktive Arbeitsbedingungen brauchen wir flächendeckend für alle Qualifikationen innerhalb der Pflege, genau dafür setzen wir uns ein. Berufsschulisch ausgebildete Pflegefachpersonen haben eine hohe Kompetenz, die sie durch mangelnde Ressourcen jedoch zur unzureichend leben können. Die Förderung von Weiterentwicklung, erweiterte Tätigkeitsfelder und Geschlossenheit sind jedoch Schlüsselfaktoren für die Attraktivität unseres Berufs und damit für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle.
Der BochumerBund appelliert an alle beruflich Pflegenden, sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Die Zukunft der Pflege und die Versorgung der Bevölkerung erfordern eine konstruktive Zusammenarbeit sowie die Förderung von Innovation und Professionalität in der Pflegebranche. Wir gemeinsam sind dazu im Stande, Hand in Hand zu arbeiten für die Menschen, aber auch für unseren gesamten Berufsstand. „Lasst uns gemeinsam offen für Neues sein und Lösungen finden, statt die Zukunft schwarz zu malen.“