Bochum, den 27.09.2023

Das berufspolitische Engagement von professionell Pflegenden ist in der Bundesrepublik Deutschland schon immer sehr schwach ausgeprägt. Immer blieb das Engagement in Berufsverbänden oder in politischen Ehrenämtern für den Pflegeberuf ein hartes und im Vergleich mit anderen Branchen oft auch teures Brot. Während in anderen Bereichen horrende Honorare für die Teilnahmen an Messen, Diskussionsrunden oder Vorträge gezahlt werden, geht man bei der Pflege davon aus, dass Pflegefachpersonen sich im Ehrenamt engagieren und Erfolgserlebnisse bleiben oft aus. In den letzten Jahrzehnten bestand der politische Erfolg oft schon darin, womöglich das Schlimmste zu verhindern.

Als in den letzten Jahren endlich einige der lang geforderten Veränderungen wie Landespflegekammern oder die generalistische Ausbildung auf den Weg kamen, geschah dies oft mehr aufgrund des Drucks, den der Mangel an Pflegefachpersonen auf die Politik ausübte und weniger aus echter politischer Überzeugung. Dementsprechend waren manche Umsetzungen eher halbherzig und aufgrund unzureichenden Gestaltungswillens seitens der Politik auch mangelhaft.

Wir müssen die Gestaltung unseres Berufes selbst in die Hand nehmen. Entlohnung und Arbeitsbedingungen dürfen nicht länger nur in den Händen von Politiker:innen liegen. Die Hoffnung, dass diese ausreichend  Verantwortung für die pflegerische Versorgung der Bevölkerung übernehmen, dürfte sich in Anbetracht der Entwicklungen der letzten Jahre endgültig erledigt haben.

Gruppen wie die „Junge Pflege“ im DBfK machen Hoffnung auf eine echte Änderung in der Haltung der Pflegeprofession. Man spürt Engagement, Aufbruch, den Willen zur Gestaltung und das Bewusstsein, dass nur wir selbst das Ruder zu einer besseren Pflege herumreißen können.

Lina Gürtler, Sprecherin der Lenkungsgruppe der Jungen Pflege und Mitglied beim BochumerBund: „Eine Begeisterung für berufspolitische Organisationen ist aus meiner Perspektive vor allem durch Chancen möglich, die entsprechende Organisationen mit einem Ehrenamt ermöglichen. Die junge Generation wird in ihrem Berufsleben noch mit vielen Herausforderungen und Krisen konfrontiert werden. Berufspolitische Organisationen können jungen Menschen dabei helfen Kompetenzen zu entwickeln, die diese Krisen und Katastrophen lösbar machen. Sie helfen uns beim Umgang mit dem Ohnmachtsgefühl.“

Selina Mooswald, Bundesvorsitzende des BochumerBund, ruft anlässlich des Deutschen Pflegetags 2023 gerade auch die junge Generation dazu auf sich in Berufsverbänden, Pflegekammern und im BochumerBund zu engagieren. „Nur durch die Mitwirkung in Organisationen, die sich ausschließlich für die Pflege engagieren, können wir genügend Kraft aufbauen, um unseren Beruf endlich aus der Lethargie der Fremdbestimmung und der Verstrickung mit Interessen anderer Berufe zu befreien. Der Pflegeberuf braucht diesen eigenen Fokus und unsere volle Kraft! Wir freuen uns auf Euch!“