Bochum, 15.09.2023

Die Berliner DRK-Kliniken boten ihren Arbeitnehmer:innen in der Pflege die 35 Stunden Woche an. Die verhandelnde Gewerkschaft lehnt ab und fordert dieses Angebot für alle Arbeitnehmer:innen der Klinik.

Durch dieses Vorgehen wird die politische Entscheidung zur Besserstellung von professionell Pflegenden negiert, ihnen die Mehrbelastung im Vergleich zu anderen Berufsgruppen abgesprochen und im Endeffekt der Pflegenotstand weiter verschärft.

Der BochumerBund begrüßt ausdrücklich das Angebot der Berliner DRK Kliniken an die in der Pflege tätigen Mitarbeiter:innen und hält es für falsch, das Angebot mit Hinweis auf eine falsch verstandene Solidarität im Krankenhaus abzulehnen.

Der Gesetzgeber hat richtigerweise, um dem katastrophalen Mangel an Pflegenden entgegenzuwirken, großzügige Öffnungsregeln in den Budgets der Kliniken für den Bereich der Pflege eingeführt. Seit dieser Einführung passiert dahingehend aber wenig, da bei jedem Angebot, das einseitig die Pflege stärken soll, die Gewerkschaft ver.di eine Ausweitung auf alle Mitarbeiter:innen in den Kliniken fordert. Dies bringt die Kliniken aber in Finanznöte.

„Die Belastungen für die professionell Pflegenden in den Kliniken sind aber nun mal herausragend vor denen der anderen Belegschaftsteile. Es ist unverständlich, warum hier mit Druck die gesetzlich geschaffene Förderung und der besondere Schutz der Pflegeberufe auf andere Berufe ohne die gleiche Belastung ausgeweitet werden soll. Auch auf die Gefahr hin, dass wie nun in Berlin geschehen – der/die Arbeitgeber:in das Angebot wieder zurückzieht. Dass Tarifpolitik die begründete Besserstellung einer ganzen Berufsgruppe mit besonderen Belastungen verhindert, ist einfach nur traurig“, sagt Marcus Jogerst-Ratzka, Bundesvorsitzender des BochumerBund.

“Auch der Marburger Bund als Beispiel lehnt Angebote der Arbeitsgeberseite doch nicht ab, weil sie nicht für alle Beschäftigten in den Kliniken gelten.

Wir als BochumerBund machen den professionell Pflegenden in den Berliner DRK-Kliniken das Angebot, uns für ihre speziellen Bedürfnisse einzusetzen und dafür den Rahmen zu nutzen, den uns der Gesetzgeber zur Verfügung gestellt hat. Das ist keine Spaltung der Belegschaft, sondern Verantwortung für die eigene Profession und damit auch Solidarität mit der Gesellschaft. Denn ohne starke Pflegeprofession wird es niemanden mehr geben, der im Krankenhaus arbeiten kann. Spätestens nach diesem Trauerspiel sollte jedem klar sein, dass Pflegeberufe eine eigene Vertretung brauchen.”