Will das Sozialministerium die Kammer in Baden-Württemberg?


Über 40% der befragten beruflich Pflegenden hätten sich explizit gegen die Kammer aussgeprochen – Die Aussagen von Minister Manne Lucha vor dem Sozialausschuss in der vergangenen, in denen er davon ausgeht, dass das Quorum zur Errichtung einer Landespflegekammer in Baden-Württemberg nicht erreicht wird, lassen einige Fragen offen:

Weshalb äußert sich der Minister noch vor der Verkündung des offiziellen Ergebnisses der Befragung? Warum ist es offensichtlich so schwierig in der Pflegeprofession eine aktive Selbstverwaltung zu etablieren? Warum wird (wahrscheinlich) die Mehrheit der beruflich Pflegenden nicht gehört und das Quorum auf 60% hochgesetzt?

Sollte die Errichtung der Pflegekammer Baden-Württemberg scheitern, ist dies ein gewaltiger Rückschritt für uns alle. Es wäre ein weiterer Rückschritt für uns beruflich Pflegende, denen wieder einmal ein wichtiger Schritt zur Selbstemanzipation misslingt. Ein Rückschritt für politische Akteure, die die effektivste Pflegepolitik betreiben können, wenn sie adäquate Ansprechpartner:innen in Form einer Kammer haben. Ein Rückschritt für die Pflegempfänger:innen für deren Wohl die Pflegekammer ihre Arbeit leisten würde sowie letztendlich ein Rückschritt für unsere Gesellschaft im Zuge der Gleichstellung und der Sicherung einer qualitativen Gesundheitsversorgung.

Unabhängig von dem Ergebnis der Befragung wurde die Errichtung der Landeskammer obstruiert. Hierbei spielte eine große Gewerkschaft ihre Rolle und stellte ihre eigene Mitgliederzahl über das Wohl der vertretenen Arbeitnehmenden. Ebenso von einem Sozialministerium, das zu keinem Zeitpunkt den Anschein erweckte, wirklich überzeugt von der Notwendigkeit einer Landespflegekammer zu sein und letztendlich auch Medienberichten, die teils Aussagen gegen die Errichtung einer Landespflegekammer veröffentlichten, ohne sie kritisch zu prüfen oder Befürworter ebenfalls zu Wort kommen zu lassen. So hat unsere Profession es unfassbar schwer, sich von den strukturellen Problemen der letzten Jahrzehnte zu befreien. Diese Gegebenheiten machen es uns unmöglich zu wachsen und auch in eigener Leistung das Möglichste zu erreichen, um die drohende Katastrophe in der Gesundheitsversorgung abzuwenden.