Bochum, den 11.01.2024

In einem am 10. Januar stattgefundenen Pressegespräch versucht ver.di beruflich Pflegende in Baden-Württemberg zu animieren gegen die Errichtung einer Landespflegekammer zu votieren. Der BochumerBund sieht sein Wirken und seine Ausrichtung pro Landespflegekammern und die Notwendigkeit seiner eigenen Existenz bestärkt. Nur der pflegepolitische Dreiklang aus Kammern, einer eigenständigen Gewerkschaft, die die Interessen der beruflich Pflegenden vertritt und Berufsverbänden kann die prekären Arbeitsbedingungen ganzheitlich verbessern und die demographische Katastrophe, auf die die pflegerische Versorgung in Deutschland zusteuert, verhindern.

Die generelle Ablehnung von Landespflegekammern seitens der Gewerkschaft ist inhaltlich schon fragwürdig, denn die Förderung der Professionalisierung und Institutionalisierung des Pflegeberufs liegt im genuinen Interesse der Arbeitnehmer:innen, ist jedoch das gute Recht in einem politischen Diskurs. Wenn dieser Diskurs jedoch nicht entlang von Fakten geführt wird, sondern offensichtliche Fehleinschätzungen verbreitet werden, müssen Zweifel am ernsthaften Interesse eines fairen Austauschs aufkommen. Wenn ver.di in einer Pressekundgabe mitteilt, im versendeten Anschreiben zur Errichtung der Landespflegekammer Baden-Württemberg würden die Kosten verschwiegen werden, ist dies schlichtweg falsch. Sich dabei hinter einem Zitat eines Mitglieds zu verstecken, um sich offiziell aus der Affäre ziehen zu können, sind einfachste und durchschaubare Kommunikationsstrategien.

Wenn eine Gewerkschaft, die auch für die Interessen der beruflich Pflegenden eintreten sollte, einseitig und tendenziös über die Errichtung der Landespflegekammer in Baden-Württemberg informiert, ist es fraglich, wessen Interessen vertreten werden. So gestand in einer Diskussionsrunde des Gründungsausschuss zur Errichtung der Landespflegekammer Baden-Württemberg der Vertreter von ver.di, dass ein Grund der Ablehnung sei, dass viele beruflich Pflegenden ihre Mitgliedschaft bei ver.di kündigen würden, weil sie ja nun  Mitglied in der Kammer seien. Wer solche Aussagen trifft, hat entweder nicht verstanden, dass sich Kammer und Gewerkschaft in ihren Aufgaben und Kompetenzen komplementär ergänzen, statt zu rivalisieren oder traut seinen Mitgliedern diese einfache Erkenntnis nicht zu. Beides ist wenig schmeichelhaft für eine Interessenertretung unserer Profession.

Mitglieder unserer Gewerkschaft berichten uns, dass ver.di Betriebsräte und andere Mitarbeitendenvertretungen in den Einrichtungen missbraucht um vorurteilsvoll gegen eine Errichtung der Kammer Stimmung zu machen. Dies ist für uns als Gewerkschaft ein unfassbarer Schritt. Diese Gremien sollen die Rechte der Arbeitnehmenden vor Ort schützen und nicht für politische Zwecke instrumentalisiert werden.

Auch gegen uns als BochumerBund wird seit unserer Gründung scharf geschossen. Wir hielten es jedoch stets wie die Kammern, ver.di nicht aktiv zu diffamieren, sondern stets faktenbasiert aufgrund ihrer Verhandlungsergebnisse zu kritisieren. Im Sinne der Koalitionsfreiheit ist es auch unser gutes Recht als gewerkschaftliche Vereinigung für uns zu werben. Immer wieder werden unsere Werbematerialien aktiv vernichtet, an manch einer Klinik wird sogar versucht, herauszufinden, wer namentlich für den BochumerBund wirbt, um diese Personen dann zu bedrängen. Wir finden: Es reicht!

Ver.di erhebt hohe Mitgliedsbeiträge und verwendet diese, um eigenes Material und ganze Kampagnen gegen einen sich emanzipierenden Berufsstand zu entwickeln und im großen Stil zu verteilen. Wo sich der BochumerBund und die Kammern stets um Konstruktivität bemühen, in den sachlichen Diskurs gehen und Anstand wahren, kennt ver.di nur polemische Parolen und Destruktivität.

Wir erleben in Zeiten des demographischen Wandels und eines massiven Fachkräftemangels einen Arbeitnehmenden-Markt wie man ihn vielleicht noch nie sehen konnte. Arbeitnehmende könnten in diesen Zeiten eigenmächtig ihre Arbeitsbedingungen verbessern, wenn sie gut organisiert wären, doch statt dies zu erkennen und jegliche Form von Organisation und Selbstbestimmung in unserer Profession zu unterstützen, verkennt ver.di die Zeichen der Zeit und betreibt Machtspielchen auf Kosten derer, deren Interessen sie vertreten sollten.

Würde ver.di ihre Ressourcen statt gegen die Pflegeprofession vollkommen für die Profession einsetzen, ergäbe sich für uns alle eine ganz andere Realität. Nicht aufgrund der Kammern erlebt ver.di einen Mitgliederschwund – nein, dafür sorgt ver.di ganz alleine.