BOCHUM. Die Pflegegewerkschaft BochumerBund unterstützt die Einrichtung von Beschwerdestellen für die Pflege. “Die mutmaßlichen Missbrauchsfälle in einem Celler Pflegeheim haben auf bestürzende Weise die Dringlichkeit verdeutlicht”, so Benjamin Jäger, Vorstandsvorsitzender des BochumerBunds. Er regt an, die Beschwerdestellen bei den Pflegekammern anzusiedeln. “Dort sitzt die Expertise, die in solchen Fällen erforderlich ist”, meint Jäger. In Bundesländern ohne Pflegekammern müssten Pflegende auf jeden Fall in die Arbeit einer solchen Stelle eingebunden werden.
Wichtig sei eine enge Zusammenarbeit mit bereits existierenden Institutionen wie Heimaufsicht oder MDK. Darüber hinaus gebe es deutschlandweit diverse Krisen-Notrufe und Beschwerdestellen. “Ein unkoordiniertes Nebeneinander verschiedenster Stellen muss auf jeden Fall vermieden werden”, warnt Jäger. Daher sei so schnell wie möglich ein zentrales, bundesweites Meldesystem anzustreben.
Bei einer jetzt in Niedersachsen infolge der Verdachtsfälle in Celle erneut ins Spiel gebrachten Beschwerdestelle könnten sich Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegende im Falle von Missständen auch anonym melden. Besonders wichtig ist nach Ansicht des BochumerBunds, dass im Rahmen eines solchen Meldesystems niemand Angst haben müsse, beispielsweise als Pflegebedürftiger vor – weiteren – Misshandlungen oder als Pflegekraft vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.
“Die mutigen Kolleginnen und Kollegen, die Missstände anzeigen, dürfen nicht als ,Verräter’ oder ,Nestbeschmutzer’ dastehen. Vielmehr tun sie genau das, was auch wir als Gewerkschaft von unserer Berufsgruppe erwarten: Verantwortung zeigen und das Wohl der uns anvertrauten Menschen in den Mittelpunkt stellen”, unterstreicht der Vorstandsvorsitzende der Pflegegewerkschaft. Daher appelliert der BochumerBund an alle Pflegekräfte, genau hinzuschauen und sich bei vermuteten oder offensichtlichen Missständen sofort einzumischen.