Frau
Staatsministerin Judith Gerlach
Bayerisches Ministerium für Gesundheit Pflege und Prävention
Haidenauplatz 1
81667 München
Offener Brief zu den Überlegungen die Klinik Donaustauf zu schließen
Sehr geehrte Frau Staatsministerin Gerlach,
in Donaustauf kämpfen unsere Kolleg:innen derzeit mit großem Engagement für den Erhalt ihrer Klinik. Der BochumerBund erklärt sich mit allen professionell Pflegenden und allen weiteren Berufsgruppen in der betroffenen Klinik solidarisch.
Das Vorgehen in diesem Fall zeigt, dass eine Veränderung der Krankenhauslandschaft nicht gelingen kann, wenn die Beschäftigten vor Ort nicht in die Pläne dazu eingebunden werden. Die Krankenhausstrukturreform impliziert die Schließungen von Krankenhäusern, jedoch ohne Alternativen für die betroffenen Menschen aufzuzeigen oder sektorenübergreifende Lösungen mitzudenken. Aus der Presse von der potenziellen Schließung des eigenen Arbeitsplatzes zu erfahren, zeugt nicht nur von mangelnder Kommunikation, sondern auch von fehlendem Respekt der Belegschaft gegenüber. Eine solche Entscheidung über die Köpfe der Arbeitnehmenden hinweg zu diskutieren, führt zu Frustration, Wut und im schlimmsten Fall zur Berufsflucht. Diese dürfen wir als Land in Anbetracht der schwierigen Versorgungssituation in Deutschland aber keinesfalls riskieren. Jede einzelne qualifizierte Pflegefachperson ist von unschätzbarem Wert für die Versorgungssituation unserer Gesellschaft.
Solange beruflich Pflegende aber nur als Verschiebemasse in unserem Gesundheitssystem gesehen werden, kann von positiver Haltung gegenüber der Berufsgruppe keine Rede sein.
Ohne Pflegefachpersonen ist eine adäquate Versorgung unserer Bevölkerung schlichtweg nicht möglich.
Die Kolleg:innen in Donaustauf haben nicht nur während der Covid-19-Pandemie, sondern auch darüber hinaus, gezeigt, dass sie ein unverzichtbarer Teil des Gesundheitssektors sind.
Diese engagierten Menschen nun vor ein Ultimatum zu stellen, ohne sie mitzunehmen im Entscheidungsprozess, ohne jegliche Transparenz und ohne das Aufzeigen von Alternativen ist eine Schande.
Wir fordern deshalb, alles für den Erhalt der Klinik zu unternehmen, für den Entscheidungsprozess mehr Zeit einzuräumen und die Belegschaft bei allen weiteren Schritten mit dem Respekt einzubinden, der ihnen gebührt.
Für viele Patient:innen bedeutet dieses Krankenhaus Halt und Sicherheit. Ohne die Klinik zeigt sich eine Lücke in der Versorgung in Ostbayern und darüber hinaus.
Gerade die vulnerable Gruppe der Patient:innen wird in der aktuellen Debatte über die Wirtschaftlichkeit außen vorgelassen, dabei sollte diese bei jeder Entscheidung bezüglich des Gesundheitssystems doch im Mittelpunkt stehen.
Unsere Hochachtung gilt den Beschäftigten, welche sich in so kurzer Zeit berufsübergreifend zusammengeschlossen haben und Seite an Seite mit ihren Patient:innen für diesen Standort einstehen.
Marcus Jogerst Ratzka
Bundesvorsitzender