Österreich erkennt Pflege als Schwerarbeit an – Deutschland muss jetzt handeln!
15.05.2025 – Österreich geht mutig voran: Pflegearbeit wird dort künftig offiziell als Schwerarbeit anerkannt. Damit verbunden ist ein früherer Renteneintritt für Pflegefachpersonen. Ein Paradigmenwechsel, den auch Deutschland dringend braucht.
Wer in der Pflegeprofession arbeitet, weiß, dass das Berufsleben häufig mit einer permanenten Überforderung verbunden ist: schwere körperliche Belastungen, psychische Daueranspannung, Verantwortung für Menschenleben, ständige Wechselschichten, kaum Regeneration und all das meist unter Zeit- und Personaldruck.
„Es ist wissenschaftlich belegt, dass Pflegeberufe mit gesundheitlichen Risiken einhergehen, die weit über das hinausgehen, was in vielen anderen Berufsgruppen vorkommt. Österreichs Entscheidung ist deshalb keine politische Geste, sondern eine Maßnahme zur Schadensbegrenzung – und sie kommt spät“, sagt Selina Mooswald, Bundesvorsitzende des BochumerBund.
Beispielhaft hat der BochumerBund in einer Pressemitteilung vom Juni 2023 sich bereits positioniert, dass es eine finanzielle Entschädigung braucht, für eine Verkürzung der Lebenszeit. Da die berufliche Pflege in Wechselschichten das Leben um bis zu acht Jahre verkürzt sowie weitere gesundheitliche Implikationen nach sich zieht. Das ist kein Schicksal, das ist politisches Versagen. Wer diesen Preis täglich zahlt, verdient mehr als Applaus: nämlich faire Bezahlung, Schutz vor Überlastung und ein System, das Menschenleben nicht als Verschleißmasse behandelt. Es bedarf echte Ausgleichsmaßnahmen.
Bereits 2022 forderte der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ein eigenständiges Gratifikationsmodell für beruflich Pflegende. Kernforderung: Ein frühzeitiger und finanziell abgesicherter Renteneintritt als Ausgleich für die jahrzehntelangen körperlichen und psychischen Belastungen. Dieses Modell liegt auf dem Tisch. Jetzt fehlt nur noch der politische Wille.
Der BochumerBund fordert:
- Die sofortige Einstufung der Pflegeberufe als Schwerarbeit in Deutschland
- Die Umsetzung eines Pflege-Gratifikationsmodells mit der Möglichkeit des frühzeitigen, finanziell abgesicherten Renteneintritts
- Eine konsequente Entlastung in allen Berufsphasen – durch verlässliche Dienstpläne, gesundheitsfördernde Arbeitszeitmodelle und ausreichendes Personal
- Einen adäquaten Lohnausgleich für die verwendete Lebenszeit
Jürgen Drebes, stellvertretender Bundesvorsitzender des BochumerBund: „Pflegefachpersonen kämpfen nicht nur am Bett, sondern seit Jahren für ihre Würde. Wer diesem Beruf seine Gesundheit opfert, verdient eine Perspektive – keine Erschöpfung bis zur letzten Schicht. Wir brauchen keine weiteren Studien, sondern mutige Entscheidungen. Der Arbeiterkampf hat ein neues Gesicht – es ist das der Pflegeprofession.“
Wir appellieren an die Bundesregierung: Übernehmen Sie Verantwortung. Hören Sie auf die Stimmen aus der Praxis, aus der Wissenschaft – und auf jene aus der Nachbarschaft Österreichs. Pflege ist Schwerarbeit. Wer sie wirklich anerkennt, darf nicht nur reden – sondern muss handeln.
Der BochumerBund steht als Ansprechpartner mit hoher fachlicher Expertise bereit. Für eine gerechte Pflegezukunft.