Entlassungen von 74 Pflegehelfer*Innen und Servicekräften


Bochum, den 20.11.2024

Der BochumerBund als Pflegegewerkschaft kritisiert die jüngsten Entlassungen von 74 Pflegehelferinnen und Servicekräften am Jüdischen Krankenhaus in
Berlin-Wedding im Oktober 2024. Angesichts des anhaltenden Pflegenotstands in Deutschland ist die Entscheidung, erfahrene und langjährige Mitarbeitende zu entlassen, unverantwortlich und kurzsichtig. Besonders im Kontext der steigenden Pflegebedarfe und des bekannten Personalmangels in der Pflegebranche ist diese Maßnahme nicht nachvollziehbar.

Der BochumerBund vertritt die Interessen aller beruflich Pflegenden und betont, dass die betroffenen Pflegehelferinnen und Servicekräfte oft jahrzehntelange Erfahrung besitzen und tief in die Arbeitsabläufe der Stationen integriert sind. Dennoch wurde ihnen keine Möglichkeit zur Weiterbildung oder Qualifizierung angeboten. Dies stellt einen bedauerlichen Missstand dar, da die Mitarbeitenden durchaus bereit gewesen wären, die notwendigen Qualifizierungen zu durchlaufen, um den zukünftigen Anforderungen im Pflegebereich gerecht zu werden. Stattdessen wurden sie entlassen, ohne dass ihnen eine Perspektive innerhalb der Klinik aufgezeigt wurde.

Die fehlende Wertschätzung gegenüber diesen langjährigen Mitarbeitenden ist besonders besorgniserregend. Viele von ihnen haben über Jahre hinweg einen wertvollen Beitrag zur Patient*innenversorgung geleistet und fühlen sich nun im Stich gelassen. Dieser Umgang mit erfahrenem Personal ist ein bedauerliches Signal für alle, die sich in der Pflege engagieren.

Gleichzeitig befürwortet der BochumerBund die notwendige Professionalisierung des Pflegeberufs. Eine gut ausgebildete und qualifizierte Pflege ist der Schlüssel zu  einer besseren Pflege und zur langfristigen Aufwertung des Pflegeberufs. Allerdings muss diese Professionalisierung mit Bedacht umgesetzt werden. Die Aus- und Weiterbildung von bestehenden Mitarbeitenden darf nicht vernachlässigt werden, sondern sollte integraler Bestandteil einer nachhaltigen Personalstrategie sein.

Die Entlassungen im Jüdischen Krankenhaus sind auf die Neuregelungen des 2022 in Kraft getretenen GKV-Stabilisierungsgesetzes zurückzuführen, das ab 2025 Pflegebudgets nur noch für examinierte Pflegefachkräfte und qualifizierte Pflegehilfskräfte vorsieht. Diese Gesetzesänderung birgt die Gefahr, dass langjährige, nicht formal qualifizierte Pflegekräfte ihre Arbeitsplätze verlieren, ohne dass ihnen die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung gegeben wird.

Der BochumerBund fordert daher von Kliniken und Gesundheitseinrichtungen, verstärkt in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden zu investieren. Statt auf Entlassungen zu setzen, sollten gezielte Qualifizierungsmaßnahmen angeboten werden, um bestehendes Personal für die neuen Anforderungen fit zu machen. Dies ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung, sondern auch ein notwendiger Schritt, um den Fachkräftemangel in der Pflege langfristig zu bekämpfen.