BochumerBund kritisiert Pläne zur Abschaffung der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag – Gefährliche Konsequenzen für beruflich Pflegende


Der BochumerBund, die Gewerkschaft für beruflich Pflegende, warnt eindringlich vor den weitreichenden Folgen der aktuellen Debatte um die Abschaffung der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag. Angesichts der prekären Arbeitsbedingungen und des ohnehin schon alarmierend hohen Krankenstands in der Pflegeprofession stellt der BochumerBund klar, dass diese Maßnahme für beruflich Pflegende und andere systemrelevante Berufsgruppen inakzeptabel ist.

Pflegeprofession bereits am Limit
Der Krankenstand in der Pflegeprofession hat mit fast zehn Prozent einen besorgniserregenden Rekordwert erreicht. Die Arbeitsbedingungen sind geprägt von Überstunden, Personalmangel und einer hohen physischen und psychischen Belastung. Hinzu kommt, dass der chronische Personalmangel die verbleibenden beruflich Pflegenden zusätzlich unter Druck setzt. Die Abschaffung der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag würde diese Situation noch verschärfen und ein Klima schaffen, in dem sich beruflich Pflegende gezwungen sehen, selbst krank zur Arbeit zu erscheinen. Dies gefährdet nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die der von ihnen betreuten Patient*innen.

Präsentismus – Ein wachsendes Problem in der Pflegeprofession
Das Phänomen des sogenannten Präsentismus – also das Arbeiten trotz Krankheit – ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Forschung geraten. Studien belegen, dass dieses Verhalten besonders in der Pflegeprofession weit verbreitet ist. Der anhaltende Druck auf die beruflich Pflegenden, trotz Krankheit ihre  Aufgaben zu erfüllen, führt mitunter zu langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Betroffenen. Mit der Einführung einer Regelung, die die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag streicht, würde diese Dynamik weiter verschärft.

Gefährliche Konsequenzen für das Gesundheitssystem
Der BochumerBund sieht die Pläne zur Kürzung der Lohnfortzahlung nicht nur als soziale Ungerechtigkeit, sondern auch als Gefahr für die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems. Krankheiten, die durch Präsentismus verschleppt werden, könnten langfristig schwerwiegendere Gesundheitsprobleme verursachen und die Kosten im Gesundheitssystem erhöhen. Gleichzeitig würde die Attraktivität der Pflegeprofession weiter sinken, was in Zeiten des Fachkräftemangels  kontraproduktiv ist.

Fazit
Der BochumerBund fordert die Politik auf, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall uneingeschränkt beizubehalten. Statt Kürzungen vorzunehmen, sollten Maßnahmen ergriffen werden, die die Arbeitsbedingungen beruflich Pflegender verbessern und den Krankenstand nachhaltig senken. Die Lösung liegt nicht in Einsparungen auf dem Rücken der Beschäftigten, sondern in der Schaffung von Rahmenbedingungen, die die Gesundheit und Leistungsfähigkeit beruflich Pflegender fördern. Nur so lässt sich eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patient*innen sicherstellen.


Quellen
Tagesschau.de
DGB.de
politico.eu
tagesspiegel.de
tk.de
carevor9.de