Demokratie in Schieflage: Junge Fachgewerkschaft warnt vor Ohnmacht der Jugend


„Keine Stimme? Kein Schutz? Kein Wunder!“ Die junge Fachgewerkschaft BochumerBund fordert politische Repräsentanz und Schutzräume für junge Menschen und marginalisierte Gruppen

Ende Juli durchsuchten Polizeibehörden in Berlin Marzahn Räumlichkeiten mutmaßlich rechtsextremer Jugendlicher. Kurz zuvor veröffentlichte das Bundesinnenministerium alarmierende Zahlen: Alle zwölf Minuten passiert in Deutschland eine rechtsmotivierte Gewalttat – so viele wie nie zuvor. Ebenso deutlich zeigt sich: Die junge Generation steht diesen Entwicklungen ohnmächtig gegenüber.

Die Junge Fachgewerkschaft im BochumerBund sieht darin ein demokratisches Warnsignal. Was passiert mit einer Gesellschaft, in der junge Menschen systematisch überhört und nicht geschützt werden?

Die Täter sind jung, die Opfer auch. Die Politik reagiert mal empört, mal hilflos – doch meist vor allem: abgekoppelt.

Lea Prinz, Mitglied im Bundesvorstand: „Junge Menschen sind keine Bedrohung, sie sind bedroht, vom Rechtsruck, von Perspektivlosigkeit, von einem politischen System, das ihnen kaum zuhört. Wer sich wundert, dass junge Menschen wütend sind, sollte zuerst fragen: Wo ist ihre Macht? Wo ihr Platz in dieser Demokratie?“

Die Zahlen sprechen für sich: Mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten war bei der letzten Bundestagswahl über 53 Jahre alt, nur 14 Prozent unter 30. Selbst mit Wahlalter 16 ändert sich daran kaum etwas. In Parlamenten, Parteien und Gewerkschaften sind junge Menschen massiv unterrepräsentiert, das ist keine Randnotiz,  sondern eine strukturelle Krise.

Eine alternde Demokratie, eine entmutigte Jugend:
Wenn Ältere bestimmen, wie die Zukunft der Jungen aussieht, ohne die Konsequenzen selbst tragen zu müssen, entsteht ein Demokratiedefizit das ist ungerecht und gefährlich.

Die Pflegeprofession kennt diese Dynamik: Sie trägt Zukunft, darf aber selten über Zukunft mitbestimmen. Jung, weiblich, migrantisch – und politisch oft übersehen.

Selina Mooswald, Bundesvorsitzende: „Wir erleben in der Pflege täglich, was passiert, wenn Menschen systematisch übergangen werden. Die Jungen haben keine Zeit, die Alten keine Angst – das ist kein Gleichgewicht. Wenn junge Pflegende resignieren, verlieren wir mehr als Fachkräfte: Wir verlieren demokratisches Potenzial.“

Unsere Forderungen:

  • Politische Repräsentanz junger Menschen auf allen Ebenen
  • Schutzräume und Antigewaltprogramme für queere, migrantische und junge Menschen in Ausbildung und Beruf
  • Die Pflegeprofession als demokratische Macht denken – jung, feministisch, antirassistisch, organisiert
  • Einen echten Generationenvertrag: zwischen Alt und Jung, Entscheidung und Verantwortung

Rechte Gewalt ist kein Randproblem, sondern ein Strukturversagen. Demokratie braucht mehr als Wahlen, sie braucht gerechte Machtverhältnisse. Wer Verantwortung trägt, muss auch Macht haben.

„Wir werden nicht stiller. Wir werden lauter als junge Gewerkschaft, als Pflegeprofession, als Generation, die diese Zukunft nicht nur aushalten, sondern gestalten will“, so Mooswald.